Gedanken im Krankenzimmer
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Bitte, sagt nicht von mir, ich sei „nicht ansprechbar !“ Ich liege in meinem Bett, ich bin schwach und unfähig, die Augen zu öffnen oder ein Wort zu sagen. Ja, nicht einmal den Druck eurer Hände kann ich erwidern. In meinem Kopf herrscht eine merkwürdige Dämmerung: Es ist nicht die Zeit der klaren Gedanken.
Wenn ihr mich so liegen seht, dann möget ihr denken, ich schlafe oder ich sei gar völlig ohne Bewusstsein. Ich spüre, wie manch einer an mein Bett tritt: ratlos, hilflos, wie er darauf bedacht ist, nur schnell wieder fortzukommen. Ich habe gehört, wie jemand sagte: „Was sollen wir hier? Die spürt ja doch nichts von uns!“ Und dann kam der schreckliche Satz: „Die ist nicht ansprechbar!“
Glaubt mir, ich höre eure Worte, die kalten, die mit mir umgehen, als sei ich schon tot; aber auch die warmen, die lieben, die guten. Es mag sein, dass mein Verstand nicht alles versteht, was ihr sagt, aber meine Sinne sind wach und empfänglich für den Klang eurer Stimmen, voller Sehnsucht nach dem – was freundlich, warm und ehrlich klingt, erzitternd von den harten Tönen. Auch wenn ich nicht antworten kann auf das, was ihr sagt – ansprechbar bin ich. Bitte, sprecht mich an!
Und eure Hände: Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wohl es mir tut, wenn sie mir warm und lieb über den Kopf streichen, wenn sie meine Hand halten und es mich spüren lassen: „Du bist nicht allein! Ich bin bei dir! Ich bleibe auch bei dir! Ich geh nicht so schnell wieder fort!“
Ja, bitte bleib, bei mir, solange du kannst, aber wenn du gehen musst, geh’ ruhig; nur bitte sag’ mir, dass du wiederkommst; vielleicht gibt es ja auch einen, der dich ablösen kann.
Es ist schön, wenn jemand da ist. Alleinsein ist schwer. Noch eines: Wenn du spürst, dass es mit mir zum Sterben geht, dann bitte, bitte lass’ mich nicht allein! Ich habe doch Angst! Bitte geleite mich an deiner Hand bis an das dunkle, helle Tor. Du brauchst keine Angst zu haben, brauchst nicht zu fürchten, das sei zu schwer für dich. Du kannst das! Gott gibt dir die Kraft dazu! Und wenn es dann soweit ist, dann wird dir ganz leicht sein. Dann wird er meine Hand fassen und mich durch das Tor geleiten; aber ein Strahl von seinem Licht wird auf dich fallen und in deinem Herzen wird es warm und hell sein.